Kunst im Rathaus 2024

Anlässlich der Ausstellungsreihe „Kunst im Rathaus“ präsentieren drei Künstler*innen aus Mönchengladbach ihre Arbeiten im Rathaus Abtei.

Seit 2015 präsentieren im jährlichen Wechsel drei c/o-Künstler*innen ihre Werke in den Räumlichkeiten des Rathaus Abtei. Ziel der Ausstellungsreihe ist es, den Gästen und Mitarbeitenden der Stadtverwaltung einen Eindruck von der Qualität und Stärke der städtischen Kunstszene zu vermitteln. Das kuratierende städtische Kulturbüro wählte für die diesjährige Ausstellung Fabio Borquez, Irena Kulis und Brigitte Zarm aus. Die drei Künstler*innen werden ab dem 27. April ihre künstlerischen Arbeiten ein Jahr lang im Ratssaal, im kleinen Besprechungsraum und in den Büroräumen des Oberbürgermeisters Felix Heinrichs präsentieren.

Zum parc/ours Wochenende der offenen Ateliers und Galerien am 14. und 15. September 2024 haben Interessierte die Möglichkeit an einer Führung durch die Räumlichkeiten teilzunehmen.

Fabio Borquez

Fabio Borquez, gebürtiger Argentinier, absolvierte sein Diplom in Buenos Aires. Vorwiegend bewegt er sich mit seinen Arbeiten im Bereich der Porträtfotografie. Für „Kunst im Rathaus“ widmet er sich jedoch der urbanen Architektur Mönchengladbachs. Als Motive setzt er sowohl prominente Bauten als auch unscheinbare Ecken der Stadt fotografisch in Szene.

„Ein Bild, das einen sprachlos macht, lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Das ist die Wirkung der Fotos von Fabio Borquez. Sie lassen den Betrachter verstummen — wegen ihrer Pracht und ihrer Unverblümtheit.
Wegen der bühnenbildmäßigen Inszenierung eines mittelalterlichen Schlosses oder der Schlichtheit eines Ackers im Niemandsland. Borquez Fotos beunruhigen. Sie sind unbequem, wühlen auf. Seine Arbeit führt den Blick weg von der ‚eingerahmten Realität‘ und bringt den Betrachter dazu, sich zu fragen, was hinter dieser Orgie aus Licht und Schatten steckt.“

Valeria Shapira

Irena Kulis

Seit dem Abschluss ihres Kunststudiums an der Universität zu Köln ist Irena Kulis als bildende Künstlerin in Mönchengladbach tätig. In ihrer Malerei lässt sie die Grenzen zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit verschwimmen. Figurationen, Landschaften und Gegenstände entstehen spontan und intuitiv während des Malprozesses. Die farbintensiven Malereien der Künstlerin lassen den Betrachtenden Freiraum für Interpretationen.

„In meiner Kunst wird Erlebtes und Gesehenes durch Farbe visualisiert. Im Vordergrund steht zunächst der freie, experimentelle Umgang mit Farben, die Entstehung von Formen, Flächen und Linien. Der malerische, zum Teil gestische Duktus, wird anfangs durch Assoziation und Intuition geleitet. Erst im weiteren Verlauf wird ein Gegenstand formuliert, wodurch die weitere Verselbstständigung von Farben und Formen verhindert wird. Es ist somit keine abstrakte Kunst.
Im Malprozess wird der Gegenstand, eine Figuration oder Landschaft, immer wieder verändert, ignoriert oder sogar zerstört, um Neues entstehen zu lassen. Das Bild entsteht im Prozess durch einen mehrschichtigen Farbauftrag. Wann dieser Prozess beendet ist, entscheidet die Wirkung des Bildes auf mich.
Meine Werke besitzen oft keine oder nur beschreibende Titel und lassen somit individuellen Interpretationen Raum und sollen die kreative Kraft des Betrachters aktivieren.“

Irena Kulis

Brigitte Zarm

Seit nun vier Jahrzehnten nutzt Brigitte Zarm Federn als ästhetisches Medium für ihre künstlerischen Arbeiten. Die großen Wandobjekte, die sie nun im Ratssaal des Rathauses zeigt, bestehen aus verschiedenen natürlichen Werkstoffen. Durch die Bearbeitung der Federkiele erinnern die entstandenen Strukturen an Skelette oder Netze. Es ergibt sich ein Zusammenspiel aus organischer Materialität und geometrischem Minimalismus.

„Die dem Gefieder verlorengegangene Feder in Symbolisches zu verwandeln, bestimmt seit gut vier Jahrzehnten meine ästhetische Arbeit. Die beiden gezeigten Großobjekte inszenieren ein Spiel von Zeichenhaftem und Materiellem. Die Leichtigkeit von Federflächen und -kielen in den Objekten widerstreitet dabei den rigiden Ordnungen des Figürlichen, Geometrischen und Symbolischen, auf die in visuellen Zitaten angespielt wird.
Ich verstehe, was ästhetisch geschieht, weniger von der Gegenständlichkeit und Geschlossenheit des Werkes her, als von Ereignissen und Verkörperungen in Performances. Der Gestus, der Archaisches einbindet, kreuzt sich mit dem modernen Gestus minimalistischer Abstraktionen. An den Schnittpunkten stellt sich das Performative momentan still. Ein früher Text zu diesen Objekten beschreibt die Wirkung als ‚magische Bannung eines Augenblicks der Windstille. Die Struktur der Objekte schien wie ein Skelett zu sein, wie ein Netz, in dem die Federn sich verfangen hatten.‘ (F. M. Rudel)“

Brigitte Zarm