Das Porträt von Lukas Köllner aus dem aktuellen c/o-Magazin:

In Lukas Köllners Atelier im Atelierhaus Steinmetzstraße lehnt eine große, fragmentarische Arbeit an der Wand. Es wurde schon vorgezeichnet und mit Farbe experimentiert. Eine moderne Interpretation der apokalyptischen Reiter sollte es werden. Jetzt wird es etwas komplett anderes. Eine Skizze dazu existiert bereits. Zu experimentieren, zu scheitern und dann neu anzufangen gehört für den Künstler zu seiner Arbeit dazu. Genug alternative Ideen hat er zur Hand, denn immer mehr Skizzen für neue Kunstwerke sammeln sich in seinen Schubladen und Skizzenbüchern. Er hat außerdem einen Figurenkanon, aus dem er sich immer wieder bedient und wiederkehrende Figuren in veränderter Form nutzt.

Lukas Köllner beendete 2021 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf. Zuvor malte er autodidaktisch und war auch als Graffiti-Künstler unterwegs. In der Akademie nutzte er die Chance, auf großer Leinwand zu malen. Großformatige Kunstwerke und der magische Surrealismus sind seine Leidenschaft. Bei Projekten, die lange dauern kann er sich austoben, darin versinken und auch körperlich eintauchen.

„Meine Bilder sind lose Erzählungen, aus denen sich Fabeln ableiten lassen“, erklärt der Künstler. Die Geschichte erzählt sich dabei oft über die Atmosphäre und die Zusammensetzung der Figuren. Das Narrativ bleibt jedoch immer offen und wird dem Betrachtenden nicht aufdiktiert. Er selbst entwickelt die Erzählungen aus eigenen Erlebnissen, Gefühlen und Beobachtungen, wodurch seine Kunstwerke für ihn sehr persönlich sind.

Verweise finden sich in der Malerei von Lukas Köllner zu den Bereichen des Gamings, High Fantasy, aber auch Comic. So tummeln sich in seinem Werk „Im Zirkel der Fließentisch Nekromanten“ um einen Seziertisch zahlreiche groteske Figuren. Die runden Wesen mit überproportional langen Armen sind abgeleitet aus dem Genre Comic. Die bizarre Szene mit riesigen Scheren, zähnefletschenden Würmern und einer tragischen Gestalt auf dem Seziertisch sind so zusammengefügt, dass eine barocke Dramaturgie sichtbar wird. In der Verbindung der Figuren entsteht eine besondere Ambivalenz zwischen Komik und Tragik. Auch seine Gestalten sind widersprüchlich und komplex, sie erlauben keine klare Zuordnung von Gut und Böse. Durch ein großes Spektrum an Stilmitteln verleiht Lukas Köllner seinen Figuren sehr viel Tiefe. Durch Gestik und Farben lassen sich Beziehungen zwischen den Figuren und zwischen Kunstwerk und Betrachtenden herstellen. Hauptthema ist immer die Resilienz durch groteske Übersteigerung. Die Bilder zeigen, wie Menschen miteinander umgehen und dabei überzogene und brutale Szenen herbeizubeschwören, denen eine gewisse Komik zugrunde liegt. „Das Spiel mit Perspektive ist ein weiterer zentraler Aspekt meiner Arbeit“, so Lukas Köllner. Er setzt verschobene Blickwinkel bewusst ein. Die Werke, die im letzten Jahr entstanden sind, spielen beispielsweise mit Elementen, die häufig im Mittelalter genutzt wurde. Figuren werden in Hierarchien angeordnet, wichtige Personen werden größer gemalt und es gibt kaum räumliche Perspektive. Auf diese Weise nutzt er für seinen magischen Surrealismus alle Formen und Möglichkeiten, die es gibt.

Maike Grabow