Susanne Jakobs mit Schale

Susanne Jacobs mit Schale

"MII", Mischtechnik, © Susanne Jacobs

„MII“, Mischtechnik, © Susanne Jacobs

Susanne Jacobs

Das scheinbar Imperfekte zur Wirkung kommen lassen. Das Experimentieren mit Material und Form. Diese zwei Ideen bilden die Grundsteine der Kunst von Susanne Jacobs. Das Imperfekte zur Wirkung kommen lassen, heißt bei ihr: die Spuren der Bearbeitung und des Materials in das Wirkungskonzept einzubauen. Und beim Experimentieren entstehe, so sagt die Künstlerin, stets Neues. In diesem Prozess geht Jacobs auch ungewöhnliche Wege, variiert traditionelle Arbeitsschritte und kommt so zu neuen, innovativen Lösungen.

Nach einer Ausbildung zur Steinbildhauerin studierte Susanne Jacobs Porzellan- und Keramikdesign bei Professor Gerhard Hahn an der Hochschule Niederrhein. Seit fast 20 Jahren arbeitet sie als freie Künstlerin. Als solche ist es die künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit sowie der weite Spielraum, der den großen Reiz darstellt.

Fast immer fängt es mit einem „normalen“ Gefäß in Gestalt einer Schale aus schwarzem Ton und weißem Porzellan an. Diese Gefäßform ist ein Schutz bietender, umhüllender Raum, der in Natur und Biologie fest verankert ist, eine Art „archetypische Urform“. Diese Form nutzend und dabei ihre Funktionalität außer Acht lassend, spielt Jacobs mit dem Innen- und Außenraum, verbindet beide Aspekte

"Vier schwarze Tonschalen", © Susanne Jacobs

„Vier schwarze Tonschalen“, © Susanne Jacobs

miteinander und lockt den Blick des Betrachters in die Tiefe der Schale: „Man muss hineinsehen“, lädt Susanne Jacobs ein. Bevor der Blick in die Schale wandert, bleibt er an den Rändern der Öffnung hängen. Um die kümmert die Künstlerin sich auf besondere Weise: Ob sie glatt, ausgezogen, brüchig, gerundet sind, macht einen großen Unterschied in der Wirkung aus, ist doch der scheinbar unscheinbare Rand genau die Stelle, an der Innen- und Außenraum sich treffen.

Und dort im Innenraum ist einiges zu entdecken: Spuren der Finger der Bildhauerin, Spuren der Handwerkszeuge in den schwarzen Schalen aus Ton, die durch die formenden Hände der Künstlerin entstehen.

Die Porzellanschalen werden gegossen. Hierbei geht sie innovative Wege, wenn sie zum Beispiel das Porzellan nicht wie üblich vollständig eingießt, sondern nur partiell und die Schale dabei bewegt oder die flüssige Masse zeitversetzt eingießt. So erhält das Innere der Schale eine spannungsvolle Struktur. Nach dem Guss füllt Susanne Jacobs textile Elemente wie Bänder und Stoffe in die glasierten Porzellanschalen. Feinste Löcher vernäht sie mit farbigem Zwirn. Auch in ihren Malereien finden sich die Urformen wieder, mehr mit Farben, aber auch mit Strukturen.

„Man muss hineinsehen“ – man möchte hinzufügen: nicht nur ein Mal.

Sigrid Blomen-Radermacher