Ob Außenräume oder Innenräume — Christiane Bethke schafft ortsspezifische Installationen. Einzige Prämisse ist, dass die Eigenart der Orte die Künstlerin ansprechen — ja faszinieren. Ein „White Cube“ interessiert sie nicht.
So rollte Christiane Bethke 2010 eine Kohle-Kugel von zwei Meter Durchmesser durch das Ruhrgebiet. „Ruhrgold“ zeigt exemplarisch die Fragestellungen, die Christiane Bethke in ihrer Arbeit bewegen. Wie ist das Verhältnis von Kunst und Raum? Was macht Kunst im Raum sichtbar? Wie verändert Kunst den Raum, so dass andere, ungewohnte Perspektiven, aber auch Atmosphärisches und in den Ort „Eingeschriebenes“ wahrnehmbar werden?

HafenkulturIm Projekt „Ruhrgold“ wählte Bethke zwölf typische Orte des Ruhrgebiets, an denen sie, in Begleitung von zwei Fotografen, die Ruhrgold-Kugel inszenierte. Es entstanden poetische Bilder, die einen anderen, weil künstlerischen Blick auf das Ruhrgebiet ermöglichten. Vorzugsweise arrangierte sie Aktionen mit der Bevölkerung, so dass an jedem Ort Begegnungen stattfanden. Seien es die Arbeiter der Kokerei Prosper, in der die Kohlekugel entstand, die Höhenretter der Feuerwehr in der Zeche Hugo, in der die Skulptur 62 Meter hoch auf den Förderturm gezogen wurde, oder die Taubenzüchter auf der Trabrennbahn Recklinghausen. Sie ließen zweitausend Tauben mit einer Mini-Kohlekugel mit der Botschaft „Glück Auf“ in alle Himmelsrichtungen fliegen.

Immer wieder realisiert Bethke an wechselnden Orten sogenannte Streuungen. Sie selbst bezeichnet die Arbeiten als bildhauerische Malerei. Streuungen, das sind gestreute, lose Farbpigmente, Asche, Erde, oder Marmormehl. Dabei entsteht eine dichte Textur, die ebenso fragil ist und immer temporär. Bei den hochsensiblen Arbeiten spielt das Thema Vergänglichkeit eine Rolle sowie die Energie, die durch die Herstellung der Pigmentflächen erzeugt wird und die Räume mit Präsenz aufzuladen scheint. Für das Mittelschiff der Krypta in der Münsterkirche am Abteiberg entwickelte Bethke die Streuung „Freiraum“. Die Krypta wird auch der „Mutterschoß“ genannt und so wählte sie Muttererde und granatapfelrotes Pigment, das symbolisch für das Leben steht und sich auch auf das Gewand der Maria bezog. Die Pigmente und schwarze Erde wurden behutsam auf dünne Holzplatten gestreut, die auf unterschiedlich hohen Kugeln lagen, sodass ein skulpturaler Eindruck entstand. Die Auflösung solcher Streuungen inszeniert Bethke gerne performativ in Begleitung eines Musikers.

In ihren Arbeiten greift die Künstlerin auch gesellschaftspolitische Themen auf, wie im Rahmen der interkulturellen Wochen Duisburg die Installation „Hafenkultur“. Das Duisburger Hafenbecken evozierte ein Bild: im Wasser auf Rettungsringen schwimmende Koffer. In die Koffer ließ die Künstlerin Lautsprecher für eine Soundcollage montieren. Stimmen zum Thema Heimat, in Straßeninterviews aufgenommen, tönten aus den Koffern. Eine Installation — aktueller denn je.  www.christiane-b-bethke.de

Text: Henrike Robert

Aktuelle Projekte und Ausstellungen:

Kunst – Zeit – Raum – Weg – Form – Wort – Licht – Klang
Installation trifft auf Soundscapes, trifft auf Wortakrobaten. Die in Mönchengladbach bekannten KünstlerInnen Christiane B. Behthke, Andreas Steffens, Daniel M. Ziegler, Max Raths und Markim Pause laden zu einem interdisziplinären Kunstdialog.

Datum: 29.06.2018, ab 21 Uhr
Ort: Krypta und Brunnenhof, Seiteneingang der Münsterkirche, Münsterplatz, 41061 Mönchengladbach

 

NEW-Ausstellungsreihe „art null vier“ zeigt Christiane B. Bethke und Rainer Kiel

Die NEW-Ausstellungsreihe „art null vier – Kunst in der Generatorenhalle“ findet in diesem Jahr zum 15. Mal statt. Zu Gast sind zwei Künstler aus Köln, die vor allem durch ihre Installationen und Aktionen im Außenraum bekannt sind. Im September zeigen die   Künstler nun erstmalig ihre gemeinsame Rauminstallation „HEAVEN AND EARTH“, die sie speziell für den 400 Quadratmeter großen Innenraum der Generatorenhalle entwickeln. Eine gestreute Bodenarbeit aus Erde und Marmormehl der Künstlerin Christiane B. Bethke trifft dabei auf eine Deckenarbeit mit kinetischen Arbeiten des Künstlers Rainer Kiel. Die Themenschwerpunkte von Christiane B. Bethke sind Kunst – Raum – Begegnung. Die Themenschwerpunkte von Rainer Kiel sind Kunst – Umwelt – Bewegung.

Eröffnungsabend am 14. September 2018: Die öffentliche Vernissage zur „art null vier“ findet am Freitag, 14. September 2018, ab 19 Uhr in der Generatorenhalle statt. Eine Einführung in die Ausstellung gibt Hubert Steins. Andreas Steffens und Daniel M. Ziegler sind die Musiker des Eröffnungsabends. Die „art null vier“ kann bis einschließlich 30. September jeden Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Generatorenhalle der NEW Viersen GmbH, Rektoratstraße 16a, 41747 Viersen, samstags und sonntags, 10 bis 18 Uhr u.n.V. www.new.de/artnullvier