- Abendrot, Cyanotypie & Gummigrafie
© Carmen McPherson
- Blätter, Cyanotypie & Gummigrafie
© Carmen McPherson
- Durchgang B klein, Cyanotypie
© Carmen McPherson
© Carmen McPherson
Portrait von Carmen McPherson
im c/o-Magazin 02/2025
In den USA geboren und aufgewachsen, studierte die c/o-Künstlerin Carmen McPherson zunächst Malerei an der York Academy of Art. Neben der klassischen Ölmalerei erlernte sie das Zeichnen sowie den Umgang mit Ton und Bronze. Für die junge Künstlerin war das eine gute Gelegenheit, die eigenen Stärken zu finden.
Im Rahmen von Studienreisen und Stipendien bereiste die Künstlerin mehrere Kontinente. Neben Österreich und Deutschland besuchte sie Indien, Japan sowie viele weitere Nationen Europas und der Ostküste Asiens. Die Eindrücke, die sie auf ihren Reisen sammelte — die Vielfalt der Farben, Düfte und Atmosphären — prägten McPherson nachhaltig. Besonders während ihres Aufenthalts in Alajärvi faszinierte sie das intensive Farbenspiel der Polarlichter sowie die täglichen Sonnenauf- und -untergänge so sehr, dass selbst die Dunkelheit und Kälte des finnischen Winters ihre Begeisterung nicht schmälern konnten.
Doch nicht nur die Farbigkeit, sondern auch die Motive ihrer Werke sind von den Reisen inspiriert. „Alle meine Arbeiten sind eine Reaktion darauf, wo ich bin oder wo ich war“, reflektiert sie. Den Spaß an der Fotografie entdeckte sie ebenfalls im Studium. Lehrende Architekt*innen und Kunsthistoriker*innen lenkten ihren Blick auf historische Bauten und Landschaften. Mit ihren Fotografien fängt sie Fragmente aus Natur, Architektur und Gemäuern ein. Dabei spielen Licht und Schatten eine wichtige Rolle. Sie entdeckt Rhythmen und Strukturen in den Blättern und Steinen, Oberflächen und Fassaden.
An der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig setzte sie später ihren künstlerischen Schwerpunkt im Bereich Grafik. Dort erlernte sie als Meisterschülerin für Siebdruck verschiedenste Druckverfahren und fertigte Reproduktionen, Abzüge, Offset sowie Linoldrucke an. Obwohl sie heutzutage von Fotograf*innen nur noch selten angewandt werden, hat Carmen McPherson eine Vorliebe für Gummigrafien und Cyanotypien entwickelt. Für einige ihrer Arbeiten kombiniert sie die beiden fotografischen Verfahren sogar miteinander.
Die lichtempfindliche Gummigrafie gilt als Vorläufer der heutigen Farbfotografie. Verschiedene Farbschichten werden dabei durch Pigmente und wiederholte Belichtungsprozesse Schritt für Schritt hinzugefügt. Durch vorheriges Auftragen des Sensibilierungslösung mit einem breiten Pinsel auf das Papier werden später die Bewegungsabläufe der künstlerischen Hand sichtbar.
„Gummigrafien sind besonders empfindlich in der Herstellung. Die Technik bietet mir als Künstlerin viele Gestaltungsspielräume, verzeiht aber auch keine Fehler. Eine zu lange Belichtungszeit lässt sich nicht mehr rückgängig machen“, erzählt die Künstlerin von ihren Erfahrungen mit dem Medium. Sie genießt den Prozess, der hinter der Entwicklung der Bilder steckt. „Ich lasse meine Bilder draußen in der Sonne entwickeln, je nach Lichtintensität reichen dafür wenige Minuten aus.“ Zuletzt wird schließlich das cyanotypische Verfahren angewandt, das dem Bild — wie der Name schon vermuten lässt — das satte Blau hinzufügt und dadurch eine besondere Tiefenwirkung verleiht.
Mittlerweile hat sich Carmen McPherson in Norddeutschland niedergelassen. In Mönchengladbach verbrachte sie zwar nur wenige Jahre, jedoch bleibt sie weiterhin mit der Stadt verbunden. „Mir ist Mönchengladbach ans Herz gewachsen und ich interessiere mich nach wie vor für das Stadtgeschehen, insbesondere für die Kunstszene“, erzählt sie.
Sarah Cüppers