Andreas Blum

Er hat nichts dagegen, wenn der Betrachter in seinen abstrakten Bildern Figürliches entdecken will – einen schillernden Vogel, ein treublickendes Hundegesicht, ein plüschiges Schaukelpferd, einen Gondoliere in den malerischen Kanälen von Venedig. Er mag es auch, wenn der Kunstgucker sich im Raum bewegt und sein Werk aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, um die Eindrücke aus diversen Blickwinkeln und mit wechselnden Lichteinflüssen auf sich wirken zu lassen. Und er freut sich, wenn dieser gesteht, dass die farbigen Bildtafeln und Objekte in ihm befreiend gute Laune erzeugen. “Würden sie Depressionen hervorrufen, wäre das nicht in meinem Sinn”, sagt Andreas Blum.

Das Anliegen des 1963 in Duisburg geborenen Künstlers ist es, Farbe im Bild- und im realen Raum zu erschaffen. Dieses Ziel verfolgt er seit seiner Jugend. “Ich habe mit 17 Jahren begonnen zu malen, und ich habe nie etwas anderes gewollt oder getan.” Die Grundlagen für seinen Beruf als freischaffender Künstler legte das Studium der Freien Kunst und Malerei in Köln, das er von 1984 bis 1993 absolvierte. In seinem Rheydter Haus bewahrt er sein umfassendes Werk auf, und die Räume bieten genügend Licht und Raum zur Präsentation seiner Arbeiten. Auf die es sich einzulassen lohnt.

Da findet der Besucher beispielsweise das großformatige Bild auf schwarzem Veloursboden, auf dem die Farben sich frei entfalten können. Pastoses steht neben Flach-Schlierigem und Pointilliertem, filigrane Farbhauben sind hier und dort scheinbar willkürlich platziert. Der höllendunkle Untergrund zieht in die Tiefe, die Farbaufträge befreien sich aus diesem, scheinen in den Raum zu fließen. Sie gewinnen eine mobile Eigenständigkeit, schaffen eine Dreidimensionalität, die die imaginäre Wirklichkeit erobert. Ein emotionales Erlebnis, das sich insbesondere einstellt, wenn der Betrachter die Augen ein wenig zusammenkneift und den Blick auf die Bilderwelten von Andreas Blum fixiert.

Diese Wirkung von scheinbarer Räumlichkeit der Farbe in seinen Gemälden hat der Künstler ab 2017 in seinen Plastiken aus gebogenem Drahtgitter zu tatsächlicher Dreidimensionalität weiterentwickelt. Dem in seiner Wirkung fragilem und durchsichtigem Objektträger fügt er mit Quarzsand vermischte Farbe hinzu – scheinbar frei platzierte Klekse, die aber gelegentlich in fast menschlicher Gestalt Drahtnähte zusammenhalten und fixieren. Genaues Hinschauen und Umrunden sind bei diesen
Arbeiten unumgänglich.  

Ohne Titel, 2020, Acryl auf Leinwand, 135 x 105 cm, © Andreas Blum

Ohne Titel, 2019, Acryl auf Leinwand, 110 x 170 cm,        © Andreas Blum

Seit Spätsommer 2020 entwickelt Andreas Blum einen digitalen Weg, Farbe in die Dimension Zeit zu transponieren. Erste Sequenzen hat er bereits fertiggestellt.

Mit seinen Bildern und Objekten will der Künstler die Wertigkeit von Kunst manifestieren, sie sollen Visionen erzeugen – in all ihrer Eigenständigkeit. “Ich möchte auf einer hohen ästhetischen Ebene differenziertes Denken anregen”, sagt er. Und wenn es nach ihm ginge, würden seine Werke tatsächlich eine Idee davon anregen, wie die Welt sein könnte.

Inge Schnettler

 

 

 

 

 

Vita
1963 geboren in Duisburg
1984 – 1993 Hochschulstudium der Freien Kunst / Malerei in Köln
Seit 1993 freischaffender Künstler