Project Description

JULIA KUJAT

Bildungsweg

Studium bei Prof. Alf Schuler an der Kunsthochschule Kassel

Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen

2008
Kunstverein Hannover Plattform #5 (Gruppenausstellung)

2009
Fridericianum Kassel Spaziergang Kassel (Gruppenausstellung)
Stellwerk Kassel 9=1 (Gruppenausstellung)
Galerie Coucou Kassel Oberfläche | Unterfläche (Einzelausstellung)

2010
Galerie Coucou Kassel Samowar- Kunst, Tee, Sensationen (Gruppenausstellung)

2014
Tete a Tete mit Veronika Merklein, Mönchengladbach

2015
parc/ours Mönchengladbach mit Alex Hermanns, Wolfgang Hahn, Christa Hahn, Christiane Behr, Milen Miltchev Mönchengladbach

2022
Philippus loves Art 2022 – ABGEHÄNGT, Kirche in Rothenditmold, Kassel (Gruppenausstellung)

2023
Zusammen – Wenn sich Gegensätze anziehen, c/0-Ausstellung, Städt. Museum Schloss Rheydt, Mönchengladbach, DE

Wo der Kugelschreiber ganze Arbeit leistet

Mönchengladbach. Andere Menschen schreiben mit dem Kuli Einkaufszettel, Julia Kujat macht damit Kunst. Strich für Strich füllt sie Flächen. Einen Stuhl, einen Globus, ein Seil und ein Puzzle hat sie mit der Farbe aus der Kugelmine bearbeitet.

Im Zentrum steht der Kugelschreiberständer. Ein handelsübliches Teil, überall zu kaufen, an vielen Orten anzutreffen. Beispielsweise auch in Büchereien. Da – genauer: in der Bibliothek der Universität Kassel – hat Julia Kujat Umgang mit diesem altmodisch anmutenden Relikt mit dem angeketteten Kuli gehabt. Zwangsläufig – als sie dort jobbte, um sich ihr Kunststudium zu finanzieren. „Die stehen da überall herum“, sagt die Künstlerin, die in diesem Jahr in die Reihe der c/o-Künstler der Stadt aufgenommen worden ist. Zum ersten Mal hat sie neulich einige ihrer Arbeiten am parc/ours-Wochenende gezeigt. In einer leerstehenden Fabrikhalle in Lürrip, gemeinsam mit fünf anderen Künstlern. Gleich nebenan – ebenfalls in leerstehenden Fabrikräumen – wohnt und arbeitet Julia Kujat. Das Atelier ist groß, die Wände sind weiß gekalkt, im gusseisernen Ofen prasselt ein Feuer.

Der Kugelschreiberständer ist im Mittelpunkt des Bildes fixiert, das Schreibgerät hängt an der Kette, die wie ein Lot die Vertikale markiert. Julia Kujat hat die Kulimine von innen nach außen über die weiß grundierte Leinwand gezogen. Der Radius wird durch die Länge der Kette inklusive der Länge des Kulis definiert. Und dann hat die Künstlerin angefangen, die Fläche zu füllen – mit dem Kugelschreiber. Es gibt ein eigentümliches Geräusch, wenn die Spitze über die Fläche fährt. Das ist ausgesprochen meditativ, sagt sie. „Ich verliere mich in der Zeichnung“, sagt sie.

Gleich neben der Leinwand, die von Julia Kujat derzeit bearbeitet wird, hängt ein fertiges Werk gleicher Machart. Das Ergebnis ist verblüffend. Die Farbe des Kugelschreibers hat eine Scheibe kompakt gestaltet. „Viele Betrachter fühlen sich an eine bräunlich schimmernde Baumscheibe erinnert“, sag sie. In der Tat sind in der runden Fläche so etwas wie Jahresringe zu entdecken. Die Assoziation passt. Denn: Zweieinhalb Jahre lang hat die Künstlerin daran gearbeitet. „Und plötzlich war das Bild fertig“, sagt sie. Ein besonderer Moment.

Eine andere Arbeit – ähnliche Bearbeitung. Ein Tisch, quadratisch, vier metallene Beine, weiße Tischplatte, dient als Podest. Darauf angeordnet sind ein Stuhl, ein Globus, ein Seil und ein Puzzle. Sieht auf den ersten Blick ungewöhnlich aber unspektakulär aus, wird beim zweiten kurios. Alle Gegenstände auf diesem Tisch hat Julia Kujat mit blauem Kugelschreiber farbig gefasst.

Auf dem Stuhl hat sie in der Kunsthochschule Kassel gesessen. „Ich habe ihn vor fünf Jahren mit nach Mönchengladbach gebracht“, sagt sie. Als Erinnerung an ihr Studium bei Alf Schuler. Das Puzzle? „Ist das erste, das ich in meinem Leben gemacht habe.“ Das barocke Stillleben schimmert rudimentär durch. Die Weltkugel? Ein Globus ohne Ständer. „Ich fand es sinnträchtig, mit dem Kugelschreiber eine Kugel zu bearbeiten.“ Und das Seil? „Das war echt schwer zu bemalen“, sagt die Künstlerin. Immer wieder sei die Farbe verwischt. „Das Kunststoffmaterial ist schwierig.“ Hat aber geklappt. So ist es entstanden, das raumgreifende Stillleben – voller Erinnerungen und voller Kugelschreibertinte.

Quelle: Inge Schnettler, Rheinische Post